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Österreichischer Flottenverein

Um die Jahrhundertwende wurde in allen europäischen Großmächten, aber auch in den USA, Türkei und in Rußland, Vereine gegründet, die sich eine Förderung der nationalen Seefahrt, der jeweiligen Kriegsflotte und Handelsmarine zum Ziel gesetzt hatten. Neue technische Erfindungen, gepaart mit einem neuen Nationalgedanken, der sich nun auch in der breiten Maße der Bevölkerung durchsetzte, führte zu einem Konkurrenz-Empfinden. “Wer die See beherrscht, beherrscht die Welt” bekam nun eine neue Bedeutung!

So wurde im Jahre 1904 der “Verein zur Förderung der österreichischen Schifffahrt - Österreichischer Flottenverein” gegründet.

Ruhmreich ist die Geschichte unserer Flotte und ihrer Führer. Mit den bescheidensten Mitteln wurde sie ins Leben gerufen und historisch denkwürdige Siege erfochten. Aber diese stolzen historischen Erinnerungen sind für unsere Bevölkerung nur Namen. Während alle Großmächte in der Entwicklung der Nationen von der Notwendigkeit einer starken Macht zur See durchdrungen sind, weil nur diese dem Handel und Verkehre zur See den nötigen Schutz angedeihen lassen kann, steht Österreich an letzter Stelle.

Nicht bloß eine Hebung der vaterländischen Handels- und Exportverhältnisse als ein dringendes Bedürfnis der Gegenwart, sondern auch das Ansehen des Staates und seine politischen Wechselbeziehungen zwingen zu einer intensiveren Betätigung zur See und kann nur eine achtunggebietende Machtentwicklung auch den Wert der Staatsangehörigkeit der Ausgewanderten und deren Stellung im fremden Lande wesentlich heben. Den gesteigerten Ansprüchen zur Förderung der vaterländischen maritimen Intereßen, für welche im Staatshaushalte keine Mittel beschafft werden können, muß auch bei uns, wie anderwärts, durch freiwillige Betätigung abgeholfen werden.

Deshalb wendet sich der soeben gegründete “Verein zur Förderung der österreichischen Schifffahrt” an alle patriotischen Elemente, ohne Rücksicht auf ihre politische und nationale Gesinnung, an alle, die den Ruhm des Vaterlandes als das höchste Gut ansehen, an alle, die vom materiellen Standpunkte ausgehend, die wirtschaftliche Entwicklung des Vaterlandes im Auge haben. Jeder von diesen wolle dem Vereine beitreten und nach Kräften sein Scherflein beitragen.

Jeder wolle in seinem Kreise dafür wirken, daß die breiten Schichten der Bevölkerung für die Ausgestaltung unserer Handelsflotte und Kriegsmarine intereßiert und herangezogen werden und möge jener gedenken, über deren Häuptern die österreichische Flagge weht. Wer für die österreichische Seeflagge arbeitet, arbeitet für Kaiser und Reich, für sein Wohl und das seiner eigenen Kinder. Auch auf den blauen Wellen des Meeres liegt ein Stück der Zukunft Österreichs! (Aufruf in einer Tageszeitung, November 1904)

Entgegen der Kritik, bei diesem Verein handle es sich um eine “feudale Marotte, die wahrscheinlich auf die Rechnung der Langweile zu setzen ist, von der unser Adel begreiflicher Weise sehr oft geplagt wird”, zählte man im Jahre 1910 bereits 10.000 Mitglieder und der Verein bezog die Räumlichkeiten in der Schwarzspanierstraße 15.

1911 begann der Verein, der 1907 in “Österreichischer Flottenverein” unbenant wurde, für den Bau der Schlachtschiffe “Ersatz Monarch” (Radetzky-Klasse) zu werben.

Einer Anregung zufolge wurde 1912 die “Schiffbautechnische Versuchsanstalt” in Wien gegründet. Diese wurde allerdings erst 1916 feierlich ihrer Bestimmung übergeben und besteht noch heute!

1913 beteiligte sich der Flottenverein an der “Adria-Ausstellung” in Wien, der größten jemals gezeigten maritimen Schau. Deren Hauptattraktion im Wiener Prater war ein 1.200 Personen fassender Nachbau des Llyoddampfers “Wien”. Im Herbst dieses Jahres wurde in der Wiener Mariahilferstraße das “Flottenkino” eröffnet, welches neben der Präsentation eigens gestalteter Marinefilme auch für vereinsinterne Veranstaltungen genutzt worden ist. Für die Mitglieder wurden Reisen an die Adria und Mittelmeer organisiert und es gab auch ein eigenes Abzeichen, das sogar Schüler tragen durften!

Adria-Ausstellung im Wiener Prater

Zu Begin des Ersten Weltkriegs zählte der Verein rund 44.500 Mitglieder und es wurde nach seiner Idee das “Kriegsfürsorgeamt” begründet. In den Vereinsräumlichkeiten wurde um karitative Unterstützung geworben, begleitet wurde diese Aktion mit Herausgabe von Taschenkalendern, Ansichtskarten, etc., deren Erlös in die Kriegsfürsorge floß.

Als das Projekt einer Kriegsausstellung im Prater realisiert werden sollte, kam vom Österreichischen Flottenverein die Idee eines “Marine-Schauspiels”. Dafür wurde eigens eine 1.000 Zuschauer fassende Halle im Wiener Prater errichtet. Dafür wurden Schiffsmodelle aus Blech mit automatischen Programmablauf (!) im Maßstab 1:100 angefertigt. Vier dieser Modelle (SMS Erzh. Karl, SMS Erzh. Franz Ferdinand, SMS Monarch und SMS Viribus Unitis) sind heute noch in den Depots des Heeresgeschichtlichen Museums vorhanden. In den Jahren 1916-1918 haben rund zwei Million Zuschauer dieses Schauspiel besucht!

Werbeplakat für Marine-Schauspiel

Der Flottenverein sammelte mit der “U-Boot Aktion” Geld für ein Unterseeboot: Es wurden zahlreiche U-Boot-Abzeichen verkauft und Kappenbänder mit der Aufschrift “Ersatz U12” aufgelegt. Der damalige Flottenkommandant Anton Haus unterstützte diese Sammlung und erlaubte auch den Marineangehörigen das Tragen der Flottenvereinsabzeichen. Im August 1917 konnte Unterseeboot U40 in Dienst gestellt werden, der Flottenverein brachte insgesamt 2,210.000,- Kronen auf.

U-Boot-Abzeichen der Flottenvereins

Das Ende der Monarchie brachte auch das Ende des “Österreichischen Flottenvereins”: Im November 1918 wurde die “Marinehilfe” ins Leben gerufen mit dem Ziel der Unterstützung ehemaliger k.u.k. Marineangehöriger. Diese unterstützte die nun mehr arbeitslos gewordenen Marineangehörigen finanziell und bot Hilfe bei Stellenvermitttlungen.

Am 27. April 1919 fand die letzte ordentliche Generalversammlung statt, der Verein wurde danach in “Deutschösterreichischer Schiffahrtsverein” umbenannt, 1922 schließlich “Österreichische Weltwirtschaftsgesellschaft”. Die Räumlichkeiten samt Sammlungen und den verbliebenen Mitgliedern wurden 1927 vom Marine-Verband übernommen.


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